Kein menschliches Miteinander ist frei von Schwierigkeiten. Auch keine Paarbeziehung. Auseinandersetzungen, Krisen, Verletzungen sind Teil des täglichen Miteinanders, auch bei glücklichen Paaren. Es gibt allerdings immer bessere und schlechtere Arten, mit Krisen umzugehen.
Am Beginn der therapeutischen Arbeit mit Paaren steht die Bestandsaufnahme aus Sicht der jeweiligen Partner. Das Miteinander ist hier meist an einen Punkt gelangt, an dem immer seltener Augenblicke von Nähe und Verbundenheit erlebt werden. Mitunter überhaupt nicht mehr. Es überwiegen Gefühle von Einsamkeit, Unsicherheit und Unzufriedenheit. Die Beziehung ist nicht mehr das, was sie einmal war. Etwas Wesentliches scheint abhandengekommen. Nicht selten sind es beide Partner, die ähnlich empfinden. Wenn vielleicht auch jeder auf seine eigene Weise.
Die Auslöser einer solchen Entwicklung können unterschiedlich sein. Manchmal ist etwas abhandengekommen. In anderen Fällen ist nichts abhanden- sondern hinzugekommen. In der Praxis zeigt sich, dass beide Aspekte regelmäßig Hand in Hand gehen. Nicht selten liegt hinter der akut erlebten Krise etwas viel Grundlegenderes, als das, was sich an der Oberfläche zeigt. Meist ist es die Verbindung zwischen den Partnern, die unterbrochen ist.
Deshalb sind in der therapeutischen Arbeit zwei Dinge wichtig. Zum einen, das Verständnis für den Partner schärfen. Das wären dann das Nachspüren von Fragen, wie „Was könnte dem gezeigten Verhalten zugrunde liegen? Warum fällt es ihm oder ihr so schwer sich anders zu verhalten? Was genau wünscht mein Partner mit seinem Verhalten eigentlich zu erreichen?“
Und daneben: Die Einsicht in den Eigenanteil. „Wodurch habe ich möglicherweise selbst zur gegenwärtigen Situation beigetragen; worin besteht mein Anteil, dass sich unsere Beziehung in dieser Weise entwickelt hat?“ Denn in jeder Paarbezeihung gibt es immer auch eine individuelle Paardynamik. Und an dieser sind beide beteiligt. Immer. In der Paartherapie werden die Sichtweisen zusammengeführt und gemeinsam Wege beschritten, diese Dynamik zurück ins Gleichgewicht zu führen.
Meiner Erfahrung nach lohnt es sich, eine Krise in jedem Fall als Chance zu begreifen. Als Gelegenheit etwas über sich und die erlebte Paardynamik zu erfahren. Das ist in jedem Falle hilfreich; ganz persönlich für sich selbst und natürlich: die Beziehung.
Als Therapeut vertrete ich die Überzeugung, eine Beziehung nicht vorschnell aufzugeben. Auch unter schwierigen Umständen nicht. Mit dieser Haltung beginne ich meinen Arbeitsauftrag. Was im Umkehrschluss allerdings nicht damit verwechselt werden darf, dass eine Beziehung um jeden Preis zu erhalten wäre. Das hängt vom Einzelfall ab. Eben diesen zu beleuchten, ist der Zweck einer Paartherapie. Am Ende des Prozesses sollten beide Partner wieder handlungs- und entscheidungsfähig sein. Ein jeder für sich, und im Idealfalle selbstverständlich: auf einem gemeinsamen Weg.
Die Arbeitsgrundlage meiner Tätigkeit als Paartherapeut bildet die Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT).